Ausgedehnte Feuchtwiesen im Scheidelberger Woog
Bastard (?) zwischen der Schnabel-Segge (Carex rostrata) und der Blasen-Segge (Carex vesicaria)
Eine kleine, aber stark interessierte Gruppe hatte sich am Marktplatz in Hauptstuhl eingefunden, um unter Leitung von Peter Wolff, dem bekannten Pfälzer Botaniker und Wasserpflanzen-Experten, das weitläufige Schutzgebiet „Scheidelberger Woog“ kennenzulernen. Es handelt sich, wie der Exkursionleiter in seiner Einführung darlegte, um das größte zusammenhängende Areal feuchter, nährstoffarmer Wiesen der Pfalz. Obwohl es mit seiner gesamten Fläche seit 1987 unter Naturschutz steht und seit damals auch Pflegemaßnahmen durchgeführt werden, musste Wolff miterleben, wie seit 1980 nicht weniger als 21 gefährdete Arten verschwanden
Es muss also Faktoren geben, denen mit Pflegemaßnahmen nicht beizukommen ist. Dazu gehört wahrscheinlich die Klimaveränderung, die zu einem Nachlassen der Feuchtigkeit führt. Stickstoffeinträge aus der Luft bewirken zudem eine Eutrophierung. Das begünstigt hochwüchsige Arten, welche die meist konkurrenzschwachen seltenen Arten verdrängen.
Stellvertretend für die verschwundenen Arten seien genannt: Botrychium lunaria (Mondraute), Dactylorhiza maculata (Geflecktes Knabenkraut), Hieracium lactucella (Ohrlöffel-Habichtskraut), Pedicularis palustris (Sumpf-Läusekraut) und Platanthera bifolia (Zweiblättrige Waldhyazinthe).
Da die heute noch sehenswerten Biotope weit auseinanderliegen, konzentrierten sich die Exkursionsteilnehmer auf wenige Autos und fuhren über teils holprige Wege zu den Fundstellen. Das etwas kühle Wetter erwies sich als ideal, da die sonst zahlreichen Plagegeister (Bremsen und Mücken) nur in geringer Zahl flogen.
Da eine Beschreibung des
Exkursionsweges einen zu umfangreichen Text ergäbe und von Seiten der
Teilnehmer eine möglichst vollständige Liste der gesehenen botanischen
Besonderheiten gewünscht wurde, seien diese aufgezählt. Seltene Arten sind
fett gedruckt.
Callitriche stagnalis | Teich-Wasserstern | Juncus effusus | Flatter-Binse |
Cardamine amara | Bitteres Schaumkraut | Lathyrus pratensis | Wiesen-Platterbse |
Carex acuta | Zierliche Segge | Listera ovata | Großes Zweiblatt |
Carex brizoides | Zittergras-Segge, Falsches Seegras | Lotus pedunculatus | Sumpf-Hornklee |
Carex canescens | Grau-Segge | Lycopus europaeus | Wolfstrapp |
Carex demissa | Grünliche Gelb-Segge | Lysimachia vulgaris | Gewöhnlicher Gilbweiderich |
Carex disticha | Zweizeilige Segge | Lythrum salicaria | Gewöhnlicher Blutweiderich |
Carex echinata | Igel-Segge | Molinia caerulea | Pfeifengras |
Carex lasiocarpa | Faden-Segge | Myosotis nemorosa | Hain-Vergissmeinnicht |
Carex nigra | Braun-Segge | Oenanthe peucedanifolia | Haarstrangblättriger Wasserfenchel |
Carex panicea | Hirse-Segge | Peucedanum palustre | Sumpf-Haarstrang |
Carex pilulifera | Pillen-Segge | Phalaris arundinacea | Rohr-Glanzgras |
Cirsium palustre | Sumpf-Kratzdistel | Potamogeton polygonifolius | Knöterichblättriges Laichkraut |
Crepis paludosa | Sumpf-Pippau | Potentilla erecta | Blutwurz |
Dactylorhiza majalis | Breitblättriges Knabenkrau | Potentilla palustris | Sumpf-Blutauge |
Drosera rotundifolia | Rundblättriger Sonnentau | Ranunculus flammula | Brennender Hahnenfuß |
Elodea canadensis | Kanadische Wasserpest | Ranunculus peltatus | Schild-Wasserhahnenfuß |
Epilobium obscurum | Dunkles Weidenröschen | Sanguisorba officinalis | Großer Wiesenknopf |
Equisetum palustre | Sumpf-Schachtelhalm | Silene flos-cuculi | Kuckucks-Lichtnelke |
Eriophorum angustifolium | Schmalblättriges Wollgras | Stellaria graminea | Gras-Sternmier |
Filipendula ulmaria | Sumpf-Mädesüß | Stellaria palustris | Sumpf-Sternmiere |
Galium palustre | Sumpf-Labkraut | Succisa pratensis | Teufelsabbiss |
Galium uliginosum | Moor-Labkraut | Thalictrum flavum | Gelbe Wiesenraute |
Hypericum maculatum | Geflecktes Johanniskraut | Thelypteris palustris | Sumpffarn |
Iris pseudacorus | Gelbe Schwertlilie | Typha latifolia | Breitblättrigr Rohrkolben |
Juncus acutiflorus | Spitzblütige Binse | Valeriana dioica | Sumpf-Baldrian |
Juncus bulbosus | Knoten-Binse | Moose: | |
Juncus conglomeratus | Knäuel-Binse | Philonotis cespitosa | Rasen-Quellmoos |
Was die Exkursion besonders lehrreich machte, waren die zahlreichen Hinweise des Exkursionsleiters auf ökologische Zusammenhänge. Darüber könnte seitenlang berichtet werden. Hier sei nur ein Beispiel herausgegriffen: Die nährstoffärmste Wiese des Gebietes verdankt ihre artenreiche Flora der Tatsache, dass sie noch nie gedüngt wurde. Ihre geringe Wuchsleistung ließ nur eine einzige Mahd im Jahr zu. Und selbst diese lohnte sich nur spät im Sommer. Alle Pflanzen konnten dadurch ungehindert Samen bilden, die beim Mähen größtenteils auf den Boden fielen. Das führte zum Artenreichtum und förderte auch das Pfeifengras, welches Mahd nicht gut verträgt. So entstand der seltene Typ einer pfeifengrasreichen Mähwiese. Wer Pfeifengras nur von seiner unangenehmen bultbildenden Variante aus austrocknenden Moore kennt, war überrascht, dass man hier völlig ebenerdig durch lockere Pfeifengrasbestände laufen konnte.
Fast am Schluss der Exkursion bereitete eine ganz eigenartig aussehende Segge Kopfzerbrechen. Vermutlich handelt es sich um einen Bastard zwischen der Schnabel-Segge und der Blasen-Segge.
Durch viele Eindrücke bereichert, dankten die Teilnehmer dem sach- und ortskundigen Exkursionsleiter, ohne den man die vielen verborgenen Besonderheiten nicht hätte finden können.
Zusammengestellt von Dr. Hans Reichert, Trier