Spätsommerflora der Stromtalwiesen am Riegeldamm bei Heidesheim und Ingelheim
Krönender
Abschluss der sommerlichen Tagesexkursionen
in
der Talaue des Rheins bei Heidenfahrt
Die
Exkursion am 30. August schien unter keinem guten Vorzeichen zu stehen. Der
extrem trockene Sommer dämpfte die Hoffnung auf gute botanische Ausbeute.
Der anhaltende Regen am Morgen ließ befürchten, dass selbst treue
Exkursionsteilnehmer zu Hause blieben.
Es kamen
aber immerhin 10 Interessenten zusammen. Dem Exkursionsleiter Hans-Jürgen
Dechent (Nackenheim) war es ganz lieb, dass der Kreis nicht größer war,
denn so konnte er auf die reichlich gestellten Fragen der einzelnen
Teilnehmer in Ruhe eingehen. Da er neben genauer Ortskenntnis und reichem
botanischem Wissen auch über die Gabe verfügt, dieses in verständlicher
und humorvoller Weise zu vermitteln, dürften alle Teilnehmer besonders viel
gelernt haben. Unter anderem war die Exkursion geradezu ein Seminar über
die Gänsefuß-Gewächse (Chenopodiaceen), da diese in besonders großer
Artenzahl angetroffen wurden.
Der in
vielen Jahren geübte Brauch, bei den Spätsommer-Exkursionen Talauen,
Flussufer und Ruderalplätze aufzusuchen, bewährte sich nach der extremen
Hitze- und Trockenperiode dieses Sommers in besonderem Maße. Der
Wasserspiegel des Rheins war stark gesunken, und so lagen Sandbänke und
Schlammflächen seit vielen Wochen frei, und allerlei Pionierpflanzen waren
dort aufgekeimt, darunter auch eine Reihe von eingewanderten Exoten. In den
Auenwäldern hatte sich wegen der Nähe des Wassers die trockene Witterung
nicht so stark ausgewirkt wie in anderen Biotopen, so dass auch dort eine
Vielzahl von Pflanzenarten zu beobachten war.
Am Rheindamm
und in den Stromtalwiesen machten sich die Folgen der Trockenheit eher
bemerkbar. Dank seiner genauen Ortskenntnisse konnte der Exkursionsleiter
aber auch dort eine Fülle interessanter und seltener Arten zeigen, auch
wenn einige davon schon verblüht oder vertrocknet waren.
Die
folgenden Listen informieren kurz über die beachtliche botanische Ausbeute
des Tages. Ziffern in Klammern hinter den deutschen Pflanzennamen weisen auf
Fußnoten am Ende des Berichtes hin.
1.
Hochwasserdamm (32:434139 E, 5539526 N)
Während
die Hochwasserdämme entlang des Rheins infolge von Mahd und Trockenheit
ziemlich kahl aussahen, wies der Querdamm südwestlich Heidenfahrt, der nur
in größeren Abständen von der Gemeinde Heidesheim gemäht wird, eine üppige
Vegetation auf.
Allium
sphaerocephalon |
Kugelkopf-Lauch |
Cynodon
dactylon |
Hundszahn-Gras |
Dianthus
carthusianorum |
Karthäuser-Nelke |
Elymus
campestris |
Feld-Quecke
(1) |
Equisetum
ramosissimum |
Ästiger
Schachtelhalm |
Eryngium
campestre |
Feld-Mannstreu |
Hippocrepis
comosa |
Hufeisenklee |
Inula
salicina |
Weiden-Alant |
Peucedanum
officinale |
Arznei-Haarstrang |
Rhinanthus
alectorolophus |
Großer
Klappertopf |
Rumex
thyrsiflorus |
Straußblütiger
Ampfer |
Salvia
pratensis |
Wiesen-Salbei |
Stachys
recta |
Aufrechter
Ziest |
Vincetoxicum
hirundinaria |
Schwalbenwurz |
Die
meisten dieser Arten waren in größeren Beständen zu sehen.
2.
Stromtalwiesen und angrenzende Schilfbestände
(32:435672 E, 5540333 N)
Einige der Wiesenflächen, die zu den wertvollsten im Oberrheingebiet gehören, konnte die Rheinische Naturforschende Gesellschaft käuflich erwerben. Damit ist die Möglichkeit einer optimalen Pflege geschaffen.
Carex tomentosa |
Filzige Segge |
Cirsium
tuberosum |
Knollige
Kratzdistel |
Euphorbia
palustris |
Sumpf-Wolfsmilch |
Filipendula
vulgaris |
Echtes
Mädesüß |
Galium
boreale |
Nordisches
Labkraut |
Lathyrus
palustris |
Sumpf-Platterbse |
Pseudolysimachion
longifolium |
Langblättriger
Ehrenpreis |
Scutellaria hastifolia |
Spießblättriges Helmkraut (2) |
Serratula
tinctoria |
Färberscharte |
Silaum
silaus |
Wiesen-Silge |
Valeriana
pratensis |
Wiesen-Baldrian |
Auf
einer angrenzenden Ackerbrache haben sich schon nach einem Jahr des
Brachliegens ansehnliche Bestände von Euphorbia palustris und Pseudolysimachion
longifolium angesiedelt.
Auf
einem benachbarten Acker stießen die Exkursionsteilnehmer auf das Spießblättrige
Tännelkraut (Kickxia elatine).
3.
Trockengefallene, sandig-schlammige Fläche am Rheinufer beim Gasthaus
Rheinterrasse in Heidenfahrt (32:548568 E, 5503325 N)
Amaranthus blitum subsp. emarginatus |
Ausgerandeter
Fuchsschwanz |
Chenopodium
ficifolium |
Feigenblättriger
Gänsefuß |
Chenopodium
glaucum |
Blaugrüner
Gänsefuß |
Chenopodium
rubrum |
Roter Gänsefuß |
Cyperus fuscus |
Braunes Zypergras |
Eragrostis minor |
Kleines
Liebesgras |
Lemna
minuta |
Zwerg-Wasserlinse |
Limosella aquatica |
Gewöhnlicher
Schlammling |
Plantago
major subsp. intermedia |
Vielsamiger
Breit-Wegerich |
Portulaca oleracea |
Portulak |
Potentilla supina |
Niedriges
Fingerkraut |
Ranunculus
sceleratus |
Gift-Hahnenfuß |
Veronica
catenata |
Roter
Wasser-Ehrenpreis |
4.
Ruderalgesellschaft auf einer planierten Fläche nahebei
Amaranthus
blitoides |
Westamerikanischer
Fuchsschwanz |
Amaranthus
powellii |
Grünähriger
Fuchsschwanz |
Amaranthus
retroflexus |
Zurückgekrümmter
Fuchsschwanz |
Datura
stramonium |
Stechapfel |
Euphorbia
esula |
Esels-Wolfsmilch |
Chenopodium
pumilio |
Australischer
Gänsefuß |
Setaria glauca |
Graugrüne Borstenhirse |
Setaria verticillata subsp. ambigua |
Trügerische
Borstenhirse (3) |
5.
Rheinufer mit Sandbänken und Auenwald auf der Kleinen Haderaue bei
Budenheim
Acer
negundo |
Eschen-Ahorn
(4) |
Alisma plantago-aquatica |
Gewöhnlicher
Froschlöffel |
Alopecurus
aequalis |
Rotgelbes Fuchsschanzgras |
Amaranthus blitum subsp. emarginatus |
Ausgerandeter
Fuchsschwanz |
Atriplex
micrantha |
Verschiedensamige
Melde |
Bidens
cernua |
Nickender
Zweizahn (5) |
Bidens
frondosa |
Schwarzfrüchtiger
Zweizahn (6) |
Bidens
tripartita |
Dreiteiliger
Zweizahn |
Chenopodium
ficifolium |
Feigenblättriger
Gänsefuß |
Chenopodium
glaucum |
Blaugrüner
Gänsefuß |
Chenopodium
pumilio |
Australischer
Gänsefuß |
Chenopodium
rubrum |
Roter
Gänsefuß |
Citrullus
lanatus |
Wassermelone |
Cucurbita
pepo |
Kürbis
(7) |
Cuscuta europaea |
Europäische Seide |
Cyperus fuscus |
Braunes Zypergras |
Cyperus
spec. |
Unbekannte
Zypergras-Art |
Elodea
nuttallii |
Schmalblättrige
Wasserpest |
Eragrostis
minor |
Kleines
Liebesgras |
Eragrostis
multicaulis |
Vielstängeliges
Liebesgras |
Herniaria
glabra |
Kahles
Bruchkraut |
Inula britannica |
Ufer-Alant |
Mentha
aquatica |
Wasser-Minze |
Mimulus
guttatus |
Drüsige
Gauklerblume |
Myriophyllum
spicatum |
Ähriges
Tausendblatt |
Nepeta cataria |
Katzenminze |
Physalis peruviana |
Peruanische Blasenkirsche (8) |
Plantago major subsp. intermedia |
Vielsamiger Breit-Wegerich |
Oenanthe
aquatica |
Großer
Wasserfenchel |
Potamogeton crispus |
Krauses Laichkraut |
Potamogeton lucens |
Glänzendes Laichkraut |
Potamogeton nodosus |
Knotiges Laichkraut |
Potamogeton
pectinatus |
Kamm-Laichkraut |
Pulicaria
vulgaris |
Kleines
Flohkraut (9) |
Rorippa
palustris |
Gewöhnliche
Sumpfkresse |
Rorippa
sylvestris |
Wilde
Sumpfkresse |
Solanum
lycopersicum |
Tomate |
Solanum
nigrum subsp. schultesii |
Behaarter
Schwarzer Nachtschatten |
Chenopodium
ficifolium |
Feigenblättriger
Gänsefuß |
Chenopodium
glaucum |
Blaugrüner
Gänsefuß |
Veronica
catenata |
Roter
Wasser-Ehrenpreis |
Fußnoten:
(1)
Stark blaugrün gefärbte Quecke mit sehr rauen Blattrippen. Manche Autoren
trennen sie nicht von der Dünen-Quecke (Elymus athericus)
(2) Die
größte botanische Rarität des Tages, ein kontinentale Art, die hier die
Westgrenze ihrer Verbreitung erreicht
(3)
Manchen Botanikern besser unter dem Namen Setaria verticilliformis
bekannt
(4)
Durchweg in der Form mit grünen, nicht panaschierten Blättern
(5)
Nach Auskunft des Exkursionsleiters seit 20 Jahren in Rheinhessen nicht mehr
gefunden worden
(6)
Nach Stichproben überwiegend in der var. anomala mit nicht
widerhakigen Früchten vertreten, daneben aber auch in der Normalform
(7)
Dekorativ an einem Strauch hochrankend
(8)
Im Obsthandel auch unter dem in mehrfacher Hinsicht irreführenden Namen
Kap-Stachelbeere bekannt. Bürgert sich in den Auenwäldern offenbar ein und
wird auch in sonstigen Gebieten von Rheinland-Pfalz neuerdings verwildert
beobachtet. Verwandt mit der Judenkirsche oder Lampion-Pflanze (Physalis
alkekengi)
(9)
Nach Auskunft des Exkursionsleiters in diesem Jahr entlang dem gesamten
Rheinufer von Worms bis Bingen regelmäßig anzutreffen
Koordinatensystem:
UTM
Zusammengestellt
von Dr. Hans Reichert