Artenreicher Biotop aus Menschenhand
Naturschutzgebiet „Steinbruch Rosengarten“ bei Gundersheim/Rheinhessen
Am 29. Mai 2010 fand bei gutem Wetter die zweite Tagesexkursion der Saison statt, die von Dieter Gutjahr (Worms), organisiert wurde und den Teilnehmern lange im Gedächtnis bleiben wird. Vom Treffpunkt auf einem Mitfahrerparkplatz bei Gundersheim führte eine kurze
Fahrt auf verschlungenen Wegen durchs Dorf und über einen holprigen Feldweg zu einem Naturschutzgebiet, das ohne Karte nur schwer zu finden wäre.
Mitten in der landwirtschaftlich intensiv genutzten Flur, in der fast nur Allerweltsarten zu finden sind, liegt wie eine Insel der Biodiversität der ehemalige Steinbruch Rosengarten. Der dort gewonnene Kalkstein diente zuletzt als Rohstoff für die Zuckerindustrie. Wie üblich sollte er nach der Stilllegung verfüllt werden. In zähen Verhandlungen gelang es jedoch dem Bund für Umwelt- und Naturschutz, die Eigentümerin Südzucker AG dafür zu gewinnen, den Steinbruch für Naturschutzzwecke zur Verfügung zu stellen. Dafür musste er abgekauft werden, was aber dank einer Spende des Unternehmens zu schaffen war.
Die Exkursionsteilnehmer waren überrascht, nahe dem Eingang des Steinbruchs von den Herren Helmut Moldenhauer und Dennis Schmidt mit einem Informationsstand begrüßt zu werden, an dem nach der Rundwanderung heimischer Wein und andere Getränke kredenzt wurden.
Helmut Moldenhauer kennt die Flora des Gebietes aus dem Effeff und stellte deutlich heraus, welch herausragende Bedeutung der Steinbruch für das Überleben von Pflanzen- und Tierarten hat, die aus dem landwirtschaftlich intensiv genutzten Umland längst verschwunden sind. Dennis Schmidt hat die angesichts des meist unebenen Geländes nicht leichte Aufgabe übernommen hat, die Verbuschung durch Mähen zu verhindern und damit das Fortbestehen der Kalk-Magerrasen zu sichern. Es gab zwischen ihm und den Exkursionsteilnehmern einen lebhaften Gedankenaustausch.
Was als sehr lobenswert empfunden wurde, ist die Tatsache, dass die Betreuer des Steinbruchs nicht der Versuchung erlegen sind, dort Arten fremder Herkunft anzusalben. Das geschieht ja leider in manchen solcher botanischen Kleinode. Hier beschränkt man sich konsequent darauf, die Biotopqualität zu erhalten. Umso spannender ist es, wenn das zum gelegentlichen Einwandern neuer, standorttypischer Arten führt. So haben sich in den letzten Jahren zwei Orchideenarten, bei denen landesweit eine Ausbreitungstendenz wahrzunehmen ist, neu angesiedelt. Winzige Samen ermöglichen ihnen bekanntlich eine Fernausbreitung.
Die folgende Liste bietet nur eine Auswahl aus der Artenfülle, welche die Exkursionsteilnehmer vor Augen geführt bekamen.
Acinos arvensis | Steinquendel |
Alyssum alyssoides | Kelch-Steinkraut |
Aristolochia clematitis | Osterluzei |
Asperula cynanchica | Hügel-Meister |
Bunium bulbocastanum | Knollenkümmel |
Sichel-Hasenohr | |
Camelina microcarpa | Kleinfrüchtiger Leindotter |
Carex tomentosa | Filz-Segge |
Carlina vulgaris | Golddistel |
Cynglossum officinale | Gewöhnliche Hundszunge |
Dianthus carthusianorum | Kartäuser-Nelke |
Eryngium campestre | Feld-Mannstreu |
Festuca valesiaca | Walliser Schwingel |
Galium wirtgenii | Wirtgens Labkraut |
Himantoglossum hircinum | Bocks-Riemenzunge |
Hippocrepis comosa | Hufeisenklee |
Linum tenuifolium | Schmalblättriger Lein |
Lotus corniculatus var. hirsutus | Behaarte Form des Gewöhnlichen Hornklees |
Medicago minima | Zwerg-Schneckenklee |
Melampyrum arvense | Acker-Wachtelweizen (in großen Mengen) |
Melica ciliata | Wimper-Perlgras |
Orchis purpurea | Purpur-Knabenkraut |
Polygala comosa | Schopfige Kreuzblume |
Potentilla x subarenaria | Hybride zwischen Frühlings- und Sand-Fingerkraut |
Pulsatilla vulgaris | Küchenschelle |
Salvia nemorosa | Hain-Salbei |
Duftende Skabiose | |
Silene otites | Ohrlöffel-Leimkraut |
Einige Teilnehmer fuhren anschließend nach Alsheim, wo unter Führung von Dieter Gutjahr Löß-Hohlwege mit Vorkommen des Elsässischen Haarstrangs (Peucedanum alsaticum) und anderer Raritäten besichtigt wurden.
Zusammengestellt von Dr. Hans Reichert, Trier