- POLLICHIA-Kreisgruppe Bad Kreuznach / AK Botanik
Nahe:
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- Exkursion
zum NSG Gau-Algesheimer Kopf am 19.05.2007
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- Führung durch K.Hang, Ingelheim (außerdem
D.Korneck und H.-J.Dechent)
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- Das 77 ha große NSG erstreckt sich zwischen
Gau-Algesheim und Ingelheim auf einem Bergrücken zwischen Selz- und
Welzbachtal.
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- Das Gebiet ist einerseits gekennzeichnet durch
ausgedehnte Eichen-Hainbuchenwälder, die früher als Niederwald
bewirtschaftet wurden, und andererseits durch Halbtrockenrasen.
Beide Biotoptypen bedürfen der extensiven Nutzung oder der
ersatzweisen „Pflege“, damit die derzeitige Biotopstruktur
einigermaßen erhalten bleibt. Leider kann diese Pflege aus Kostengründen
nur auf Teilflächen erfolgen, außerdem gibt es die üblichen
Nutzungskonflikte mit Naherholung, Jagd, privater Flächennutzung
usw.
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- Viele das NSG früher kennzeichnende Pflanzenarten
sind aktuell leider nicht mehr nachgewiesen, die meisten davon wohl
erloschen: Adonis vernalis, Ajuga chamaepitys, Anemone
sylvestris, Asperula tinctoria, Botrychium lunaria, Campanula cervicaria,
Carex hordeistichos, Crepis praemorsa, Diplotaxis muralis,
Globularia punctata, Helianthemum appeninum, Hypochoeris maculata,
Lathyrus aphaca, Lathyrus pannonicus, Linaria repens, Linum
tenuifolium, Onobrychis arenaria, Potentilla heptaphylla, Scorzonera
hispanica und purpurea, Tephroseris helenitis, Thymelaea passerina,
Trifolium fragiferum und ochroleucon, Trinia glauca, Utricularia
vulgaris und Vicia pannonica. Selbst der berühmte, weil hier in
Rheinhessen relativ seltene Dictamnus albus muss in Restbeständen
durch Gatterung vor dem Aussterben geschützt werden.
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- Trotzdem konnten wir beim etwa fünfstündigen
Rundgang durch das NSG, beginnend am Bismarckturm auf Ingelheimer
Gemarkung (32 U 0430821, 5534500)., über die Richardshöhe mit dem Aussichtspavillon
(32 U 0430314
5534486).und den Gickels-Berg, am Hinterwald abbiegend und
das Zentrum der Hauptwaldfläche nach Nordwesten durchquerend,
schließlich am Hofgut Waldeck vorbei zurück zur Gaststätte am
Bismarckturm, einen Eindruck der verbliebenen Vielfalt und
Seltenheit des botanischen Artenbestandes genießen.
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- Da sind zunächst 2 Arten zu nennen, die landesweit
nur am Gau-Algesheimer Kopf vorkommen: das Leberblümchen (Hepatica
nobilis), schon von Schultz 1846 angegeben, kommt hier an
mehreren Stellen gesellig an Waldwegrändern und auf Lichtungen vor
und umfasst über 1000 Ex. Das Bunte Perlgras (Melica picta),
übrigens zusammen mit Melica nutans hier vorkommend, ist
ebenfalls sehr selten und hat hier seinen einzigen linksrheinischen
Standort.
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- Im Waldgebiet, vor allem auf den Lichtungen und an
den Wegrändern, konnten wir notieren: Actaea spicata, Asarum
europaeum, Cephalanthera damasonium, Festuca heterophylla,
Filipendula vulgaris, Galium boreale, Geranium sanguineum, Hypericum
montanum, Melampyrum cristatum, Peucedanum cervaria, Phyteuma
orbiculare ssp. tenerum, Potentilla alba, Trifolium montanum und
rubens, Valerianella dentata var. eriocarpa, Viola mirabilis.
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- Hinzu kamen in den Halbtrockenrasen: Althaea
hirsuta, Anthericum ramosum, Carex humilis, Himantoglossum hircinum,
Inula salicina, Orchis militaris und purpurea, Tetragonolobus
maritimus, Thesium linophyllon (32 U 0430202, 5533737).
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- An einem Waldwegrand sahen wir mehrere Ex. von Laser
trilobum, eine Art, die weder bisher dort nachgewiesen wurde
noch in Rheinland-Pfalz autochthon ist; die nächsten Vorkommen
liegen in Hessen und im Saarland. Wahrscheinlich handelt es sich um
geplante Ansalbung.
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- Robert Fritsch