Landschaft und Frühlingsflora im unteren Baybachtal bei Burgen/Mosel u.a. Besuch der neu entdeckten Vorkommen des Mittleren Lerchensporns (Corydalis intermedia)  


Mittlerer Lerchensporn (Corydalis intermedia) im Baybachtal


Exkursion am Samstag, 05. 04.2003

Führung: Dr. Hans Reichert, Trier


Bunte Blütenteppiche im Baybachtal

Die erste Exkursion des Jahres 2003 fand im Baybachtal, einem Hunsrück-Seitental der unteren Mosel, statt. Die 15 Teilnehmer trafen sich bei trockenem, aber kühlem Wetter an der ehemaligen Ölmühle (jetzt Gaststätte Berghof) im engen, bewaldeten Talabschnitt nahe dessen Ausgang bei Burgen/Mosel. Nachdem einige Wagen zum Endpunkt der Wanderung gebracht worden waren, ging es unter Führung von Dr. Hans Reichert (Trier) auf dem Wanderpfad neben dem Bach talaufwärts. Gleich zu Beginn erfreuten ausgedehnte Bestände des Hohlknolligen Lerchensporns (Corydalis cava) das Auge. Weiße und rotviolette Exemplare mischen sich bei dieser Pflanze humusreicher Wälder zu bunten Blütenteppichen. Bald passierte man auch steile Felshänge mit reicher Farnvegetation. Besonders die für feuchte Schluchten kennzeichnenden Arten Hirschzunge (Asplenium scolopendrium) und Dorniger Schildfarn (Polystichum aculeatum) erregten Aufmerksamkeit. An einigen Stellen konnte der äußerst seltene und unscheinbare Mittlere Lerchensporn (Corydalis intermedia) (32:386044 E, 5562012 N) gezeigt werden. Vereinzelt gab es immer wieder die Stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus), das Dunkle Lungenkraut (Pulmonaria obscura), der Wald-Gelbstern (Gagea lutea), das Gelbe Windröschen (Anemone ranunculoides) und die Schuppenwurz (Lathraea sqamaria) zu sehen. Letztere ist ein blattgrünloser Parasit, der Wurzeln von Bäumen anzapft. Nur an wenigen Stellen war das Blausternchen (Scilla bifolia) zu beobachten.

„Am Briel“ (wohl eine abgewandelte Form des alten Wortes „Brühl“, welches „Wiesengelände“ bedeutet) ändert sich der Charakter des Tales völlig. Die Hänge weichen zurück und eine ebene, fast 200 Meter breite Talsohle lässt Raum für Wiesen und Forellenteiche. Das Tal ist dort stärker besonnt und deshalb wärmer und trockener, was durch Arten wie Märzveilchen (Viola odorata) und Sandkresse (Cardaminopsis arenosa) angezeigt wurde. Dort ließen sich die Teilnehmer zu einer Mittagsrast nieder. Einige stöberten noch etwas in der Umgebung herum und stießen dabei auf einen wohl erst vor wenigen Tagen geborenen Frischling, der seiner Mutter anscheinend abhanden gekommen war. Als Kurt-Werner Augenstein ihn fotografierte, rannte er zwischen seinen Beinen hindurch. 

Oberhalb verengt sich das Tal wieder, und zwischen Mohrenmühle und Neumühle wird die durchschnittlich 50 Meter breite Talsohle von Wiesen eingenommen, auf denen überaus reichlich der Wald-Gelbstern (Gagea lutea) wächst. Leider waren die Blüten wegen der kühlen Witterung fast alle geschlossen. Oberhalb der Neumühle verengt sich das Tal noch mehr, und der Talgrund ist bewaldet. Dennoch ist die Flora bei weitem nicht so reich wie bei dem zuerst durchwanderten engen Talabschnitt. Ungefähr einen Kilometer vor Erreichen von Burg Waldeck hört der bequeme Talweg, den wir von der letzten Baybachtal-Exkursion vor 14 Jahren als durchgängig in Erinnerung hatten, auf. Er ist offenbar vor Jahren durch den Hochwasser führenden Bach weggerissen worden. Der Ersatzweg, den man notdürftig angelegt und markiert hat, führt hoch in den von Blockhalden bedeckten Hang des Bayberges hinein und ist sehr beschwerlich, zumal an mehreren Stellen umgefallene Bäume nicht weggeräumt sind. Man sieht hier wie überall, dass mangels Geld und mangels einsatzfreudiger Vereinsmitglieder Wanderwege verfallen. Einzig die Natur hat davon einen Vorteil: der Talgrund wird unberührter. Die Exkursionsteilnehmer, unter ihnen die über 80-jährige Frau Roth-Lehmkuhl, durchwanderten selbst diesen schwierigen Abschnitt zügig.

In einem kleinen Seitental zu Füßen von Burg Waldeck machte der Exkursionsleiter auf eine Bachversickerung aufmerksam. Der Talgrund ist dort mit grobem Schiefer-Hangschutt gefüllt, in welchem der Bach etwa 300 Meter talaufwärts versickert und nahe der Talmündung kräftig sprudelnd wieder zutage tritt.

Der in den letzten Jahren an vielen Stellen Mitteleuropas entdeckte Vorkeim des subtropischen Farnes Trichomanes speciosum kommt auch in feuchten Felsnischen des Baybachtales vor, und der an der Wanderung teilnehmende Spezialist Ulrich Kottke wurde beipielsweise nahe dem erwähnten Seitenbach fündig.

Am Burgberg begeisterten wieder riesige Bestände des Hohlknolligen Lerchensporns. Der Wanderpfad führte zickzackförmig hinauf zur Burgruine, die im Besitz der Nerother Wandervögel ist. Über deren Geschichte informierte der Exkursionsleiter kurz.

Bald waren die abgestellten Autos erreicht. Die Teilnehmer fuhren zum Ausgangspunkt zurück. Einige kehrten zum erholsamen Ausklang in das Gasthaus bei den Forellenteichen ein.

Erwähnt sei noch, dass der Botanische Arbeitskreis vor genau 35 Jahren das Baybachtal erstmals besuchte und damals ein Gutachten über die Schutzwürdigkeit des Tales erstellte. Darin wird dringend empfohlen, einen großen Abschnitt des Tales als Naturschutzgebiet auszuweisen. Bis heute ist jedoch in dieser Richtung nichts geschehen. Wenn aus Kreisen der Wirtschaft beklagt wird, dass Genehmigungsverfahren für Bauprojekte zu viel Zeit in Anspruch nehmen, so haben Naturschutz-Befürworter erst recht Grund zum Klagen. Die durchschnittliche Zeitdauer für die Ausweisung von Naturschutzgebieten dürfte bei 20 Jahren liegen.   

Koordinatensystem: UTM

 Zusammengestellt von Dr. H. Reichert

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